Geschichte

Treffen Junger Bergsteiger 2013 – trotz Regen gewiss nicht ins Wasser gefallen

Es ist wieder vorbei, das Treffen. Und damit auch die vier Tage im Jahr, welche für Teilnehmer aus mittlerweile dem ganzen Bundesgebiet eine feste Größe im Terminkalender darstellen. Die gelungene Mischung aus Wettkampf, Jugendbildungsveranstaltung und gelebter Kletterkultur gewinnt von Jahr zu Jahr für kletternde Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an Attraktivität. Erstmalig in der inzwischen 43-jährigen Geschichte des „Klettertreffens“ mussten deshalb Interessenten abgelehnt werden, da die Burg Hohnstein als Veranstaltungsort bereits Wochen vor Anmeldeschluss aus allen Nähten platzte. Die 148 Teilnehmer die dabei sein durften, freuten sich über Herausforderungen an sächsischem Sandstein, an diversen Technikstationen in der Burg und deren Umgebung sowie über eine kollektive gute Laune trotz gelegentlicher Regengüsse.

Nach der feierlichen Eröffnung am Mittwochabend ging es morgens darauf zum Falkenstein. In jeder Altersklasse musste ein typisch sächsischer Pflichtweg und zwei Wege mit wählbarer Schwierigkeit bewältigt werden. Sauberes und flüssiges Klettern in möglichst hohen Schwierigkeiten brachte die jeweils meisten Punkte. Die Altersklasse 5 durfte zusätzlich Mut und Erfahrung beim Sturztraining zeigen. Der für einige sicher auch ungewohnte Adrenalinkick hinterließ in so manchem Gesicht ein breites Grinsen. Kurz vor Abschluss öffneten sich die Himmelspforten. Zentimetergroße Hagelkörner prasselten kurz aber heftig auf Regenschirme und zum Schutz hochgehaltene Isomatten und Rucksäcke. Nach kurzer Bestandsaufnahme und Beratung wurden zu nasse Wege gesperrt und für die wenigen verbleibenden Kletterer Ausweichmöglichkeiten gefunden. Zurück auf der Burg boten Filmbeiträge von Felix Bähr und Robert Leistner Ein- und Ausblicke auf das gelebte Klettern im sächsischen Fels.

Das Erwachen am Freitag verlief gedämpft. Ein schöner stetiger Landregen hüllte die Burg Hohnstein ein. Eine spontane Anpassung des Programms ermöglichte die Durchführung von außergewöhnlichen Stationen wie „Säuresee“ und „Bierkastenklettern“. Besondere Freude bereitete die Station „Eierweitwurf“, bei welcher die zerbrechlichen Geschosse auch gefangen werden mussten. In Stationen wie „Schlingen und Knoten“, „1. Hilfe“, „Standplatz“, „Abseilen“ und der typisch sächsischen „Baustelle“ wurde kletterspezifisches Wissen in teilweise herausfordernden Situationen abgefragt. Zahlreiche Teilnehmer sammelten dabei auch neue Erkenntnisse. Das Abendprogramm dominierte ein Multimediavortrag von Uwe Daniel, welcher im Jahr 2012 zusammen mit Falk Liebstein Patagoniens berühmtesten Gipfel, den Cerro Torre, bestieg.

Der Samstag stand wie immer ganz im Zeichen des Findigkeitslaufes. Insbesondere der Orientierungslauf der Altersklassen 4 und 5 forderte dieses Jahr mehr als nur das einfache Lesen von Karten. Die Teilnehmer waren gezwungen sich ausschließlich anhand von Höhenlinien und einigen wenigen Geländemerkmalen zu orientieren und durften dabei nicht den Überblick über die Zeit verlieren. Nachdem alle zurück zur Burg gefunden und sich gestärkt hatten, erfolgte die Ehrung des besten Kulturbeitrages und die anschließende Siegerehrung. Die erfolgreichsten fünf Teams jeder Altersklasse und die jeweils besten Kletterer wurden ausgezeichnet. Der Abschlussabend ging mit der Kletterband „Schlappseil“ und der anschließenden Musik aus der Dose einem fulminanten Ende entgegen. Jung und Alt schwangen bis tief in die Nacht das Tanzbein und auch danach waren noch lange Gitarren und Berglieder aus dem Burgkeller zu hören.

Das Treffen Junger Bergsteiger 2006

Nach dem verregneten Klettertreffen 2005 wurde das Treffen auch in diesem Jahr bei unterschiedlich starker Bewölkung von Regenfällen und abnehmenden Temperaturen begleitet.

Nach Anmeldung aller Mannschaften fanden am Donnerstag im Burggarten und am Wandfuß der Burg die technischen Überprüfungen (Halten eines Sturzes, Standplatz, Schlingen und Knoten) für die Mannschaften in den Altersklassen I bis IV statt. Für die Altersklasse V bestand die Schwierigkeit vor allem in der kombinierten Station „Bergunfalldienst“ und „1.Hilfe“. Der Verletzte (Hängetrauma, …) war dabei aus einem Überhang zu bergen und anschließend richtig zu versorgen. Die Kampfrichter bewiesen trotz Regen und Kälte an allen Stationen viel Geduld und Durchhaltevermögen.

Aufgrund der Wetterlage musste das für den Freitag geplante Klettern in der Sächsischen Schweiz leider abgesagt werden. Mit der Kletterhalle „XXL – Die Wand“ stand jedoch eine „Regenvariante“ bereit, die erstmalig und mit Erfolg durchgeführt wurde, auch wenn bei einigen Details sicher organisatorische Verbesserungen notwendig sind. Alle Teilnehmer kletterten ihren Pflichtweg sowie 3 Wege in selbst gewählten Schwierigkeiten.

Auch der Sonnabend wurde von teilweise heftigen Regenschauern begleitet. Wiederum mussten die Kampfrichter viele Stunden mit Regen- und Daunenjacken an den verschiedenen Stationen ausharren. Bis zum Abendessen hatten alle Mannschaften die Verletzten versorgt (1.Hilfe) alle Posten gefunden (Orientierungswanderung) und beim „Kletterführerlesen“ ihre Kreativität gezeigt. Leider war für die Teilnehmer der Altersklasse V auch an diesem Tag das Klettern (wetterbedingt) nicht möglich, sodass sie nach den Stationen „Flaschenzug“ und „Schlingen legen“ ebenfalls an der Wanderung teilnahmen.

Der Abschlussabend begann mit tollen Kulturbeiträgen und einem spannenden Wettstreit um den „Goldene Tommy“, der wieder an die Ulmer ging. Nach der Siegerehrung der Mannschaften wurde bei Musik von „Flowing Tide“ getanzt und gefeiert, bevor der Abend zu später Stunde im Burgkeller endetet.

1969 – 1979

Wie es begann „Das Treffen Junger Bergsteiger in seinem ersten Jahrzehnt“

Herrliches Herbstwetter und 86 begeisterte Kinder und Jugendliche – das war das Fazit des 1. Treffens Junger Bergsteiger im Oktober 1969 in Weißig auf der Kulm. Mit großem persönlichem Einsatz hatte eine Gruppe aktiver Kletterer um Werner Bonitz, Jürgen Rotzsche und Hans Pankotzsch mutig ein Treffen auf die Beine gestellt, das den Teilnehmern vielfältige Erlebnisse und Anregungen für Ihre Kletterlaufbahn bieten sollte. Mit ihnen machten auch Mitglieder des damaligen Leistungszentrums Alpinistik und sein Trainer Volker Krause gemeinsame Klettertouren. Lichtbildervorträge von Willi Häntschel, dem bekannten sächsischen Erstbegeher, sowie Karl Däweritz, eine Gruppe des Bergsteigerchores und ein Riesenlagerfeuer rundeten diesen ersten Versuch ab.
Dabei sollte es nicht bleiben. Die begeisterte Zustimmung, die gemeinsam entwickelten Ideen zu einem Klettervergleich und die neu entstandenen Kontakte ließen die Wegbereiter auch in den Folgejahren Treffen organisieren. Von Anfang an schätzten alle die Möglichkeit, sich einmal im Jahr in so großem Rahmen erlebnisreich mit Gleichgesinnten zu treffen. Unter der Leitung der bekannten Alpinistin Christel Gladun wurde ein Wettkampfmodus für die 10- bis 16jährigen entwickelt, der dazu beitrug, dass die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen nach ihrer Zeit als Teilnehmer ringsum gut ausgebildet ihre ersten eigenen Klettertouren angehen konnten.
Sicher, der Wettkampf wurde ständig modifiziert, manche Idee hat sich als Irrweg erwiesen. Die Quartierfrage konnte 1973 endlich langfristig geklärt werden – seitdem ist die Jugendburg Hohnstein mit ihrer idealen Lage fast immer Gastgeber gewesen. Aus insgesamt 52 Klubs kamen die 1700 Teilnehmer des Treffens in den ersten 10 Jahren. Das schöne Wetter vom ersten Treffen blieb der Veranstaltung nicht immer treu, deshalb wurde ab den 6. Treffen 1975 auf die Schulferien im Frühjahr ausgewichen. Noch eine Neuerung gab es in diesem Jahr: erstmals nahmen Tschechische Kinder an unserem Treffen Teil. Toller Anreiz für die Hohnstein-Sieger: Sie nahmen im Austausch dann an den tschechischen Jugend-Meisterschaften im Bergsteigen teil.
So hatte sich das „Treffen“ innerhalb weniger Jahre schnell etabliert. Daß dessen Reiz nicht nachlässt, zeigt heute die Teilnahme vieler Kletter-Kinder, deren Eltern sich vor 25, 30 Jahren selbst als Teilnehmer beim Treffen ihre ersten Sporen verdienten…

1980 – 1989

„Das Treffen in den Achzigern“

Mit dem Treffen Junger Bergsteiger in der DDR Endzeit gibt es sicher so viele persönliche Erfahrungen wie Teilnehmer. Das Treffen war zu einem festen Programmpunkt im Deutschen Verband für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf (DWBO) geworden. Die konstant rund 200 Teilnehmer (Kapazitätsgrenzen setzte die Bettenzahl der Burg) kamen aus vielen Berg- und Flachlandgebieten der DDR: Thüringen, Harz, die starken Berliner und Brandenburger Fraktionen, der Raum Halle?Leipzig?Zeitz, Freiberg und Karl?Marx?Stadt, Zittauer Gebirge und nach wie vor relativ wenig Dresdner Sektionen Die Anforderungen an die Klettertechnische Ausbildung und die sportliche Kondition waren gestiegen der Wettkampfgedanke rückte immer mehr in den Vordergrund.

Durch sportpolitischen Entscheidungen wurden ab 1986 nur noch Veranstaltungen gefördert, die sich dem Spartakiadegedanken unterordneten. Insofern war die Betonung des Leistungscharakters und die erzwungene Umbenennung in „DDR?Bestenerrmittlung“ die einzige Möglichkeit, die Tradition weiterzuführen und die wohltuenden Seiten der Veranstaltung zu erhalten.
Und die gab es ja durchaus. Eine Woche Zeit zum Klettern (meist als bezahlte Freistellung), eine gesicherte finanzielle Basis mit Jugendburg, Bustransporten und minimalen Startgeldern sowie die Wiedersehensfreude mit 200 Gleichgesinnten ließen manchen Kompromiß verkraften. Der Wettkampfmodus hatte sich stabilisiert; die ersten Teilnehmer rückten nun als Übungsleiter, Betreuer und Kampfrichter nach. Für die meisten lag der Schwerpunkt auch in den Achtzigern im Kennenlernen bei gemeinsamen Klettertouren, im Fachsimpeln über schöne Wege und Vorhaben, in der Gemeinsamkeit bei den vielfältigen Abendveranstaltungen.
Und doch: Das Org.Büro kam in die Jahre, wollte spätestens das 89er Treffen in jüngere Hände geben. So kam Ende der 80iger Jahre im fließenden Wechsel die überwiegend jetzt noch tätige Organisatoren? Riege zum Zuge, die nun ihre ersten Erfahrungen bei der Treffen? Organisation und zeitgleich die „umwerfenden“ Wendeturbulenzen zu verkraften
hatten …

Seit 1990

„Das dritte Jahrzehnt“

Mit dem Ende der DDR war natürlich auch die Zeit der DDR-Bestenermittlung zu Ende. Wie nun weiter? Gibt es weiter Interesse? Wer finanziert das alles? Welchen zeitlichen Umfang könnte das Treffen haben? Eines war klar, demnächst würden erst einmal kleinere Brötchen gebacken. Das Motto der 1991/92 zunächst nur rund 80 Teilnehmer: Zurück zu den Anfängen, also Begegnung statt Leistungssport. Damit war der Name „Treffern Junger Bergsteiger“ wieder Programm.

Da es keine Frühjahrsferien mehr gab, war schnell klar, daß nur ein verlängertes Wochenende wie eben um Christi Himmelfahrt in Frage kam. Damit war automatisch die Begrenzung auf im wesentlichen zwei Wettkampftage gegeben. Die Burg als Standort „wo sonst?“ stand von vornherein fest.
Auch für die Finanzen wurde eine Lösung gefunden. Der Ausrichter hieß und heißt Deutscher Alpenverein (DAV). Über unsere engagier Berliner (Heißer Dank besonders an „Burki“ Priemer) wurde Kontakt zur Jugendorganisation des DAV hergestellt, die das Treffen nach einiger Überzeugungsarbeit in ihren
zentralen Veranstaltungskalender – verbunden mit einer Grundfinanzierung – aufnahm. Wenig später hatte der Jugendausschuß des DAV mit Axel Görner und danach mit Ludwig Trojok auch sächsische Mitglieder, die sich um alle Ausrichtungsformalitäten kümmern. Sonst säßen wir heute alle nicht hier.
Was ist nun inhaltlich neu bzw. übernommen?
Neu ist zum Beispiel die Ausweitung der Altersgrenze auf 26 Jahre, was das Engagement des JDAV mit sich brachte. Allerdings absolviert die neue Altersklasse 18-26 Jahre ein etwas anderes Programm als die jüngeren Teilnehmer.
Übernommen wurde die Idee, keine Einzelwertung vorzunehmen. Der gesamte Wettkampf wird in Zweiermannschaften gewertet. Das kommt: dem Normalfall des Kletterns in einer Seilschaft viel näher als bei üblichen Wettkämpfen. Eine Orientierungswanderung mit Stationen in den Wettkampf einzubeziehen, hat sich ebenfalls bewährt.
Und nicht neu, aber immer von neuem schön ist das „Treffen“. Für viele ist das der eigentliche Kern der Sache. Ob im Burgkeller beim Singen, im Saal beim Kulturwettstreit oder im Garten beim Schwatzen. Menschen kennenlernen, Freunde finden und wiedersehen, war ein ganz wesentlicher Bestandteil der letzten Jahre. Das zeigen die stetig steigenden Tellnehmerzahlen, die nun wieder nur durch die Bettenkapazität der Burg begrenzt werden.
Nicht neu sind auch die Namen der prägenden Organisatoren in diesem Jahrzehnt. Die haben die Turbulenzen der Wende erfolgreich umschifft und das Treffen nun in (vorerst) sicheres Fahrwasser geleitet. Demnächst wird das Team um Doris Wübbens, Jens Schönberger und Jochen Friedrich nun eine funktionierende Veranstaltung an die nächste Generation übergeben, die das Treffen dann mit neuen Ideen und viel Enthusiasmus ins vierte Jahrzehnt führen wird.

Eine Geschichte

1976 war’s Beim Treffen Junger Bergsteiger. Ein ganzer Tag war allein der Prüfung theoretischer und klettertechnischer Kenntnisse vorbehalten. Dazu hatten wir uns zu einer bestimmten Zeit am Falkenstein einzufinden. Damals noch fünf oder sechs Leute pro Mannschaft an den einzelnen „Stationen“ griffen sich die Kampfrichter wahllos jemanden aus der Gruppe heraus.
-Du legst jetzt mal ein paar Schlingen – ihr beide demonstriert das Sichern am Ring – du kommst mit: zum Sanistützpunkt – du zur Selbstrettung.
Letzteres war besonders gefürchtet, und jeder hoffte, daß es ihn nicht treffen möge. Dann war unsere Mannschaft dran. Jeder bekam seine Aufgaben. Ich mußte mit Jens an den überhängenden Einstieg der Kotzwand.? Nun gut:, eine Baustelle, ein Stück klettern? Das würden wir ja wohl schaffen. Ich trampelte auf Jens‘ Schultern herum, der schmerzlich das Gesicht verzog. Dabei brachte ich damals mit 14 sicher nur die Hälfte meines heutigen Gewichts auf sie Waage. Endlich hatte ich den Griff und wollte schon munter weiterklettern, da hörte ich den Kampfrichter: „Und jetzt loslassen!“ ja, wie jetzt, ? loslassen…, dachte ich noch, da zog mir schon einer die Füße vom Felsen weg und im gleichen Moment baumelte ich, und drehte mich hilflos um meine eigene Achse. Selbstrettung, schoss es mir durch den Kopf Was nun vor Schreck?

Bereits nach wenigen Sekunden drückte mir die Schlinge, mit der ich eingebunden war (denn an die tollen Sitzgurte von heute war damals nicht zu denken!!) unter den Armen die Adern ab. Das Blut schoss mir in den Kopf. Der Knoten meiner Brustsicherung würgte an meinem Hals und nahm mir die Luft. Gleich würden mir die Sinne schwinden!!! Also schnell! Entnervt zerrte ich mir eine Schlinge von der Schulter. Versuchte mit zitternden Händen einen Prusikknoten ins Seil zu machen. Ins falsche, wie man mir später sagte (Nämlich in mein Sicherungsseil). Leierte den Strick irgendwie drumherum. Hing kraftlos da, wie ein nasser Sack. Jens der später mal der Gesamtleiter des „Treffens“ sein würde, fuchtelte unten mit den Armen. Ich nahm es nur noch schemenhaft wahr. Irgendwann hatten die Kampfrichter mit mir Erbarmen. Bauten mich ab. Ich sah noch, wie mir mein Mannschaftsleiter so einen: Wie-oft-haben? wir? das? geübt? und? jetzt? -Blick“ zuwarf, resigniert abwinkte und wütend davon stapfte. Jahrzehnte danach ? inzwischen selber Mannschaftsleiter? werde ich mich manchmal daran erinnern!!!
Esther Schmidt

Brief eines Kletterschülers an seine Oma

Liebe Omi,

vielen Dank für Deine reizende 10 Pfennig Postkarte. Es stand zwar genau dasselbe drauf wie auf der, Groschenpostkarte vom vorigen Monat. Ich habe sie aber trotzdem gewissenhaft gelesen und sorgfältig aufbewahrt.
Heute habe ich Dir eine ganze Menge Neues zu schreiben. Du weist es sicher noch nicht, was ich nämlich weiß: Ich bin ein BERGSTEIGER geworden. Am letzten Sonntag war schönes Wetter und mein Freund Seilfried und der Vater von Seilfried und viele Männer mit einem mächtigen Sack waren in dem Säch sischen Elbsandsteinscheizgebirge.
Du weißt es sicher, die Bergsteiger haben alle eine mächtige Rucksackbeere wo sie die Padden, den Seilfitz, verrostete Karabiner und Lumpen drin haben. Den größten Teil nimmt jedoch das Mampfzeug ein. Manche lassen das Essenzeug gleich zu Hause, weil sie wissen, daß die anderen sicher etwas mithaben. Man nennt so etwas Bergfreundschaft.
Übrigens ist die Bergfreundschaft eine prima Sache. So hat am Sonntag Geilhold die erste sex am Mädel gemacht und danach jede Menge Böhmisch? Brauhaus Vollbier spendiert. Bei der Jungfer war deshalb Geilhold’s Riemen runter und den Rest des Tages begnügte er sich mit dem Eunuch.

Jaja liebe Oma, ich habe das Wochenende viel gelernt. Ich bin das erste Mal in meinem Leben gestiegen. Es war eine schwere „Eins“. Ich mu3te höllisch aufpassen, daß ich nicht in den breiten Schlitz hineinrutschte. Die Bergsteiger nennen so etwas Kamin. Kamin ist die Abkürzung von „Klettern artete manchmal in Nurtreppensteigen aus“. Oben, ?Fast auf dem Gipfel, brach mir denn ein Bombengriff aus.
Keine Angst, Oma? ich habe die Natur des Felsens nicht verändert. Der Bombengriff war mein Vorsteiger, den ich vom Gipfel zerrte. Zum Glück war mein Vorsteiger eher unten als ich, so daß ich nicht sehr hart fiel. Obwohl wir die Wirbelsäule nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen schienten, mußten wir unseren armen Bergfreund zur ewigen Ruhe geleiten. Sein letzter Weg war der Kamin des Grabeloches, wo wir ihn mit Hilfe vierer Kletterkumpels abseilten. Als er unten war, hat er nicht einmal laut und deutlich „Seil frei“ gerufen, deshalb haben wir ihn dort unten liegen gelassen.
Zur Beerdigung hatte ich eine Freistellung von der Schule und die Älteren von der Arbeitsstelle bekommen. Da das Einbuddeln schon um 7:30 Uhr stattfand, waren wir um 9:47 Uhr schon wieder im Seil eingefitzt. Diesmal durfte ich vorsteigen. Es gab dabei keinen Toten aber einen Sack. Der Grund war ? ich hatte den Statisten mit dem Langen Israel verwechselt. Aber das ist schon öfter vorgekommen. So gehöre ich nicht mehr zu den Sacklosen.
Anschließend haben wir eine Schlinge aus dem Rucksack geholt und sie als Schlips umgebunden, damit wir auf der Promenade stolzieren konnten. Die trenddeutschen „Aus? dem? Auto? in? die? Kneipe‘? Geher hielten uns für die neusten Modeschöpfer.
Unsere Schlipse haben wir für 20 bis 50 DM das Stück verkauft, so daß wir zuletzt Ringbert’s neues Seil auch noch opfern mußten und in 40 Teile a 1 Meter zerschnitten. Oma, ich sage Dir, alles was 6 bis 12 mm stark und aus Dresden ist, wird Engpaß. Geh noch heute ins Sport? Geschäft und kaufe ein Kletterseil und diverse Schlingen! Karabiner und Padden gibts sowieso nicht.
Das wird ein Bombengeschäft, wenn ich die Strippe und die Schlingen mit 500% Gewinn weiterverkaufe.
In der Hoffnung, daß Du mir den Strick kaufst, grüßt Dein Dich innigliebender Kaminhardt.

PS.: Wenn es Padden und Karabiner doch geben sollte kannst Du ruhig welche mitbringen, liebe Oma.